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Zodiac gilt als Pionier unter
den Schlauchboot-Herstellern.
Kaum zu glauben, aber wahr –
die Historie dieser weltbekannten Bootsmarke begann vor 125 Jahren, also 1896, als ein gewisser Maurice Mallet eine Heißluftballon- und Luftschiff-Manufaktur eröffnete. In 1934 entstand das erste aufblasbare Kajak, ehe dann weitere 18 Jahre später die auf »normale« Schlauchboote abzielende
Erfolgsgeschichte des französischen Unternehmens ihren Anfang nahm. Der Arzt und Abenteurer Dr. Alain Bombard hatte sich nämlich im Sommer 1952 zum Ziel gesetzt, als Solo-Skipper eines selbstkonstruierten Gummibootes mit hölzernem Einlegeboden den Atlantik zu überqueren, und dies in Richtung Karibik.
Das waghalsige Vorhaben klappte. Nach einer Rückkehr nach Frankreich suchte
und fand Monsieur Bombard im Hause Zodiac die idealen Bedingungen vor, um alsbald mit der Serienfertigung einer damals innovativen Schlauchboot-Flotte zu starten. Mächtigen Auftrieb erlangte das Fabrikat Zodiac dadurch, dass der legendäre Meeresforscher Jacques Cousteau, der ein enger Freund Alain Bombards war, stets mit dem Expeditionsschiff »Calypso« und einem grauen Zodiac-Tender auf Reisen ging. Das Beiboot war seinerzeit oftmals im TV zu sehen und wurde von Cousteau nie als »unser Schlauchboot«, sondern immer – und äußerst werbewirksam – als »mein Zodiac« bezeichnet …
Die seit 1983 verfügbaren und konzeptionsbedingt hervorragend fahrstabilen Zodiac-Festrumpf-Schlauchboote revolutionierten den Markt und wurden fortan rund um den Globus von Behörden, dem
Militär, verschiedenen Umweltorganisationen, Berufsfischern und unzähligen privaten Nutzern eingesetzt. Um jetzt aber in die Gegenwart zu wechseln: für die Saison 2022 hat die international agierende Zodiac Nautic Group, die mit 1.600 Fachhändlern in 50 Ländern kooperiert, nicht weniger als 59 Zodiac-Modelle in Längen von 2,00 bis 8,90 Metern im Angebot.
Hinzu gesellen sich weitere 21 BombardBoote, so dass für jeden SchlauchbootFan der persönliche Favorit dabei sein dürfte. Die Range splittet sich in die Baureihen Medline, Pro, Open, Yachtline, eJET und N-ZO, wobei die letztgenannte Linie in 2009 debütierte und mit drei bestellbaren Versionen Zodiacs »Luxusklasse« verkörpert. Die spezielle Optik der N-ZO-Boote kommt nicht von ungefähr. Sie trägt die Handschrift des italienischen Naval-Architekten Vittorio
Garroni, der sich als federführender Designer zahl- reicher Motorkreuzer von Jeanneau und Prestige Yachts betätigte. Lieferant unserer schwarz – grau kolorierten Testkandidatin ist die Sportboot Center Hannover GmbH. Inhaber Kalle Thiele (48) verkaufte die Zodiac N-ZO 700 Cabin an einen kurzentschlossenen Berliner Kunden, so dass die ausgiebige Probefahrt wenige Tage nach der Übergabe auf einem als Wasserski-Parcours abgesteckten Abschnitt der Havel stattfindet. Das macht deshalb Sinn, weil der 6,99 m lange und 3,21 m breite GFKRumpf-Renner mit seinem abnehmbaren Hypalon-Schlauch-system über ein enormes Power-Potenzial verfügt. Bevor wir das gleich auskosten wollen, geht es am Steg der Spandauer »Sunset Marina« zunächst um die Aufteilung des Bootes, das mit einigen interessanten Details
aufwartet. Bequem an Bord gelangt man übers abgeflachte, vertiefte und rutschhemmend strukturierte Vordeck, das mit entsprechenden Polsterelementen zur 186 x 180 cm großen Sonnenliege avanciert. Asymmetrische Gangborde führen an der 164 cm breiten und 149 cm hohen Steuerkonsole vorbei ins selbstlenzende Cockpit, dessen hinterer Abschnitt von einer zur Relaxing-Zone konvertierbaren Sitzgruppe eingenommen wird. Hier dürfte der als relativ labil empfundene
demontierbare Tisch gerne eine Nummer solider ausfallen. Auf den bemerkenswert voluminösen und blitzsauber verarbeiteten Tragschläuchen, die einen beachtlichen Durchmesser von 65 Zentimetern aufweisen, sind pro Seite vier kräftige Halteschlaufen angebracht, und den gesamten Cockpitboden ziert ein elastischer EVA-Decksbelag, der als sehr zu empfehlendes Extra überschaubare 1.499 Euro
kostet. Unterhalb der Ruderbank kommt die «Pantryzeile« mit einer quadratischen Druck-wasser- spüle und Isotherm-Kühlbox
zum Vorschein. Das volle Stehhöhe bietende Stoffverdeck wurde in Hannover nach Maß gefertigt. Beim Begehen der eher
schlicht gestalteten und am Eingang genau 159 cm hohen Kabinensektion trifft man auf zwei vollwertige Kojen, erblickt erstaunlicherweise einige kleine
Ungereimtheiten am Kunststoff-Finish und wundert sich, warum eine derar
prominente Werft einige Dezimeter an simpler Kederleiste einspart, welche die unge-schliffenen Kanten kaschiert hätte. Steuerbords wurde der Toilettenraum mit einem elek- trischen Marine-WC angeordnet, wobei das 140 cm hohe Klo- Kabinchen und der schmale Zugang wohl vorrangig für gertenschlanke Zeitgenossen gedacht sind. Das eindeutige Highlight der in Tunesien produ- zierten N-ZO 700 Cabin sind die
wahrhaft grandiosen Laufeigenschaften.
LIn allerbester RIB-Manier bietet die Zodiac in jeder Fahrsituation eine traumhaft sichere und dabei sehr sportliche Wasserlage. Der kräftig aufgekimmte und perfekt ausbalancierte V-Rumpf zieht auch in verschärfter Gangart bravourös seine Bahnen, und dies buchstäblich wie auf Schienen. Mit den elektronisch geschal- teten vierzylindrigen Suzuki- DF150-APX-Motoren am wuch-tigen Heck ist, um es auf den Punkt zu bringen, Dampf im Überfluss vorhanden
300 Pferdestärken sorgen für hurtige 48 Knoten Topspeed. Nicht unerwähnt bleiben soll das auf speziellen Kundenwunsch
installierte Joystick-Docking System, das immerhin 18.500 Euro Zusatzkosten verursacht. Man braucht die geniale technische Spielerei für dieses absolute Funboat zwar nicht wirklich, aber sie steigert nochmals den Spaßfaktor …
Text & Fotos: Peter Marienfeld
TECHNISCHE DATEN
Länge über Alles: 6,99 m
Breite: 3,21 m
Innenmaße: 6,37 x 2,40 m
Schlauchdurchmesser: 0,65 m
Anzahl der Luftkammern: 6
Tiefgang: 0,50 m
Gewicht (o. Motor): 1.489 kg
CE-Kategorie: B
Max. Personenzahl: 7
Brennstofftank: 310 l
Wassertank: 70 l
Septiktank: 43 l
Baumaterial: Rumpf GFK, Schlauchsystem Hypalon Motorisierung: Außenborder, Leistung bis 220,6 kW (300 PS) beziehungsweise 2 x 110,3 kW (2 x 150 PS) Grundpreis (ab Hannover): 76.371 €, Preis des Testbootes inklusive umfangreicher Sonderausstattung und zwei fahrfertig montiertenSuzuki-DF150-APX-Außenbordern: 152.100 €
SCHALL- UND FAHRTMESSUNG
(Leerlauf) 700 min-1 53 dB(A) 0 kn
700 min-1 54 dB(A) 2,7 kn
1000 min-1 58 dB(A) 4,3 kn
1500 min-1 60 dB(A) 5,9 kn
2000 min-1 63 dB(A) 7,5 kn
2500 min-1 66 dB(A) 10,3 kn
3000 min-1 70 dB(A) 17,3 kn
3500 min-1 72 dB(A) 23,9 kn
4000 min-1 74 dB(A) 27,0 kn
4500 min-1 78 dB(A) 31,9 kn
5000 min-1 80 dB(A) 36,5 kn
5500 min-1 83 dB(A) 42,5 kn
(Volllast) 6000 min-1 85 dB(A) 48,1 kn
Revier: Havel bei Potsdam, Crew: 2 Personen, Messung: GPS, Wasser: 18° C, Luft: 17° C, Wind: 1-2 Bft., Tanks: Benzin 155 l (50 %), Wasser leer
MOTOREN AM TESTBOOT
2 x Suzuki DF150 APX, el. geschaltete Viertakt-Außenborder mit el. Benzineinspritzung, Leistung: je 110,3 kW (150 PS), Zylinderzahl: 4, Bohrung x Hub: 97 x 97 mm, Hubraum 2.867 ccm, Gewicht: je 241 kg, max. Drehzahlbereich 5.500-6.100 min-1, Einzelpreis: 21.200 €
STANDARD-AUSSTATTUNG (AUSZUGSWEISE)
Selbstl. Cockpit, int. Navigationsbeleuchtung, hydraulische Lenkung, el. Ankerwinde, LED-Decksbeleuchtung, Sonnenpolster fürs Vordeck, abnehmbares Hypalon-Schlauchsystem mit Sicherheitsventilen, Sonnenpolster für die Hecksitzgruppe, Pantryzeile unter der Ruderbank,
Niro-Bugreling, versenkbare Klampen, Badesteg mit Teleskop-Leiter, Batteriehauptschalter, Außendusche, el. Marine-WC mit Septiktank
LIEFERBARE EXTRAS (AUSZUGSWEISE)
Garmin-GPS-Plotter (984 €), elastischer EVA-Bodenbelag (1.499 €), Kühlschrank (1.946 €), Bimini-Verdeck (2.667 €), Fusion-Audio-System (1.038 €), Wasserskistange (1.711 €), Kabinentisch mit Polsterteil (977 €) Suzuki-Joystick-Docking-System inkl. Montage (18.500 €), zudem sind mehrere Zubehör-Pakete verfügbar (Preise auf Anfrage)
+ Erstklassiges Lauf- und Manövrierverhalten in jeder Fahrsituation
+ Hervorragendes Gleitvermögen bei exzellenter Rauwassereignung
+ Leistungsbezogen perfekt abgestimmte Suzuki-Außenborder
+ Sehr gute Materialqualität des Hypalon-Schlauchsystems
+ Komfortabel abgestimmter Härtegrad der Sitzpolster
+ Kabine mit zwei vollwertigen Kojen und Marine-WC
+ Besonders umfangreiche Standard-Ausstattung
– GFK-Verarbeitung in der Kabine lässt Feinschliff vermissen
– Sehr eng geratener WC-Raum mit schmalem Zugang
– Geeigneter Aufsteller am Ankerkasten-Deckel fehlt
INFORMATIONEN UND WERFT
Sportboot Center Hannover GmbH (Zodiac-Händler und Lieferant
des Testbootes), Hägenstr. 12, 30559 Hannover,
Tel. 0511-5153000, www.sportbootcenter.de
Zodiac Nautic Group, 2 Chemin du Val Priout, F-31450
Ayguesvives, Kontaktadressen der deutschen Händler unter
www.zodiac-nautic.com